Grindelwald BE
Auslick vom Oberjoch in die herrliche, von Sahara-Staub eingefärbte Bergwelt
Anfang Februar sind wir für ein Wochenende ins Berner Oberland nach Grindelwald. Auch wenn es nur zwei Tage waren, tat die kurze Auszeit und die Erholung enorm gut. Wir unternahmen an beiden Tagen je eine herrliche Winterwanderung, wobei und am ersten Tag das Wetter besonders überraschte.
Für den Samstag wählten wir die Winterwanderung von First via Schreckfeld nach Bort. Von Bort aus sollte es über Mühlebach zurück nach Grindelwald gehen. Für den Sonntag planten wir eine Fahrt von Grindelwald Terminal auf den Männlichen. Von dort aus führte der Weg auf die Kleine Scheidegg und dann via Eigergletscher zurück nach Grindelwald.
First – Schreckfeld – Bort – Mühlebach – Grindelwald
Für den heutigen Tag war für einen Februar-Wintertag verhältnismässig warmes Wetter mit Temperaturen um 12 °C prognostiziert. Am Vormittag machten wir uns von Grindelwald aus auf den Weg und fuhren mit der Gondel hoch nach «First».
First Cliff Walk
First befindet sich auf 2’168 m ü. M. Dort bestünde die Möglichkeit, einen Schlitten zu mieten, worauf wir aber verzichteten. Von First aus ging es die ersten paar Hundert Meter bergaufwärts und dann kurz leicht abwärts zur Talstation der Bergbahn Oberjoch. Dort befindet sich auch die Gipfelattraktion First Cliff Walk. Von dort geniesst man bei schönem Wetter einen herrlichen Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau.
Blick zur Bergkulisse und im Vordergrund der First Cliff Walk
Anschliessend führt unser Weg weiter aufwärts bis zur Skibar in Oberjoch. Bereits beim Aufstieg verfärbte sich der Himmel plötzlich ganz orange. Der Anblick war wunderschön und uns wurde sofort klar, dass es sich dabei nur um Sahara-Sand handeln kann. Was auch die «warmen» Temperaturen erklärt.
Ausblick von der Skihütte Oberjoch
An dieser Stelle machten wir eine kurze Pause, um die wunderbare Aussicht zu geniessen und das besondere Phänomen zu bestaunen.
Nachdem wir nach einigen Hundert Metern den höchsten Punkt erreicht hatten, führte uns der Weg zuerst ziemlich steil hinunter. Den Weg teilten sich Fussgänger und Schlittler, weshalb der Weg von den Kufen ziemlich vereist und sehr rutschig war. Ich hätte mir 2 Stöcke gewünscht, damit ich wenigstens ein bisschen Halt gehabt hätte, oder einen Schlitten – obwohl ich eigentlich gar nicht gerne schlittle.
orange verzauberter Himmel
Unser Weg führte uns stetig bergab und dabei konnten wir das Bergpanorama und das Spektakel am Himmel beobachten. Vor uns lag orange verfärbter Himmel, während hinter uns der Himmel völlig normal aussah.
Nach etwa 600 abgestiegenen Höhenmetern oder rund 5.5 Kilometern erreichten wir nach ca. 2 Stunden «Bort». Inzwischen machten sich unsere Waden und Oberschenkel langsam bemerkbar vom stetigen Abwärtslaufen respektive Abwärtsrutschen. In Bort machten wir einen kurzen Zwischenstopp und stärkten uns mit Kaffee und Tee. Hier bestünde die Möglichkeit, in die Gondel einzusteigen und die Talfahrt nach Grindelwald in Angriff zu nehmen. Wir entschieden uns aber schon im Vorfeld dafür, den letzten Abstieg ebenfalls zu Fuss zu machen.
das Berner Oberland eingehüllt in eine Staubwolke
Der Abstieg von Bort via Mühlebach und bis nach Grindelwald bedeutete nochmals rund 500 Höhenmeter oder ca. 1.5 Stunden. Zu Beginn teilten wir uns den Weg wiederum mit Schlittlern und Skifahrern, während im letzten Teil der Fussweg uns gehörte und wir sogar auf der gepfadeten Strasse laufen konnten. Unsere Beine dankten es uns. Fast 4 Stunden stetig abwärts auf rutschigem oder eisigem Untergrund spürt man irgendwann.
Panorama
Am heutigen 6. Februar 2021 erreichte eine Staubwolke aus der Sahara die Schweiz und sorgte für spektakuläre Stimmungen am Himmel. Das Spektakel war aussergewöhnlich stark und sehr gut sichtbar. Normalerweise sind solche Phänomene fast nur im Frühling und Herbst zu sehen.
Männlichen – Kleine Scheidegg – Eigergletscher – Grindelwald Terminal
Bereits als wir beim Grindelwald Terminal ankamen, waren wir verblüfft ob der gigantischen Anlage. Die hochmoderne Anlage mit Parkhaus (1'000 Parkplätze) und direkter Bahnanbindung ist das Herzstück der sogenannten V-Bahn. Hier startet sowohl der neue Eiger Express, welcher pro Gondel bis zu 25 Personen zum Eigergletscher bringt, sowie die Männlichenbahn, welche ebenfalls 10 Personen fasst. Das Terminal beinhaltet zudem ein Shopping Center sowie ein Sportgeschäft. Gekostet hat das Terminal und die neue V-Bahn 470 Millionen Franken. Als wir zum Einstieg der Männlichenbahn kommen, ist trotz Sportferien noch nicht viel los. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir eher früh dran sind aufgrund des angesagten Wetters für den Nachmittag. Mit der Männlichenbahn fahren wir also auf den Männlichen. Wir können die 10er-Gondel ganz für uns geniessen.
Blick Richtung Berge und nach Grindelwald hinunter
Die Tour, die wir für heute geplant haben, wird auf der Website als «die wohl schönste Winterwanderung Europas» angepriesen. Wir sind gespannt. Der Männlichen liegt auf 2’342 m ü. M. Von dort soll es in ca. 2 Stunden und 45 Minuten zur Kleinen Scheidegg gehen. Bereits bei der Ankunft sind wir von der Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau begeistert, auch wenn sie sich heute etwas hinter Wolken verbergen.
grandiose Aussicht trotz Wolken
Auf den ersten Metern und auch zwischen durch immer mal wieder teilen wir uns den Weg mit Schlittlern und teilweise Skifahrern. Anschliessend schlängelt sich der Weg am Fusse des Tschuggen über verschneite Felder und Arvenwälder. Der Weg ist vom Schwierigkeitsgrad her als mittel deklariert. Unterwegs passieren wir aber doch die eine oder andere ziemlich knifflige Stelle. Entweder geht es sehr steil hinunter und wir haben kaum Halt auf der eisigen Unterfläche oder wir müssen eine steile, vereiste Skipiste überqueren, auf der die Skifahrer uns um die Ohren fahren. Zu bewältigen gilt es auf der ganzen Tour ca. 390 Höhenmeter abwärts und 225 Höhenmeter aufwärts, wobei die Meter des Aufstiegs allesamt ganz am Schluss in den letzten ca. 40 Minuten anfallen.
grandioser Blick an die Eigernordwand
Unterwegs geniessen wir eine herrliche Aussicht auf die imposante Eigernordwand, die sich teilweise in Wolken versteckt. Nach ca. 2 Stunden und somit ziemlich viel schneller als angetönt, erreichen wir den Bahnhof auf der Kleinen Scheidegg. Von dort aus steigen wir in den Zug zum Eigergletscher und von dort aus in den neuen Eiger Express. Wir sind sehr beeindruckt von dieser neuen, topmodernen Anlage. Die 44 Gondeln mit je 26 Plätzen bewältigen die Strecke von 6’483 Metern in 15 Minuten. Pro Stunde kann die Bahn also 2’200 Personen zum Eigergletscher befördern. Wir haben das Glück, eine ganze Gondel für uns alleine zu haben und die Talabfahrt mit müden Beinen in Angriff nehmen zu können.