Reise durch die Schweiz – Teil 3 Berner Oberland

der wunderbare Blausee

der wunderbare Blausee

 
 

Schweiz statt Namibia: Wir haben von langer Hand geplant, im Oktober 2020 für drei Wochen nach Namibia zu reisen und auf Safari zu gehen. Doch statt Sonne und 30 °C erwarteten uns hierzulande eher Temperaturen zwischen 4 und 10 °C und Schnee. Statt in die Kalahari-Wüste und den Etosha-Nationalpark ging es ins Engadin, ins Drei-Seen-Land, ins Berner Oberland und ins Tessin. Und statt Elefanten, Giraffen und Löwen zu fotografieren, wanderten wir sehr viel und hatten stattdessen Berge und Seen vor der Kameralinse.

Nach unserem knapp einwöchigen Aufenthalt in der Region Drei-Seen-Land machten wir uns auf die Weiterreise ins Berner Oberland. Unser Ziel war Brienz, auf der Fahrt legten wir noch zwei Zwischenstopps ein, wovon der erste in Kandergrund war. Dort befindet sich der Blausee, den wir uns anschauen wollten. Bereits bei der Ankunft waren wir ob der stolzen Parkgebühren und des Eintrittspreises von CHF 10.00 erstaunt. Nach einem kurzen Fussweg erreichten wir dann den Blausee. Wunderschön sah er aus! Die Bäume rundherum trugen ihr gold-gelbes Herbstkleid und in der Mitte der kristallklare, blaue See.

 
 

Blausee in Kandergrund

Blausee

Blausee

Der See entstand vor über 15’000 Jahren durch einen Felssturz. Die Trümmer des Felsens liegen heute im See. Der Blausee ist in einem 20 Hektar grossen, bewaldeten Naturpark mit Wegen, Picknick- und Feuerstellen eingebettet. Der See wird aus unterirdischen Quellen gespiesen. Daher ist das Wasser glasklar und die sich bis zu 12 m unter Wasser befindenden Baumstämme und Felsbrocken scheinen gleich unter der Wasseroberfläche zu sein. Um den See führt ein schöner Weg, auf dem auch wir den Blausee umrunden.

 
 
Blausee mit Restaurant

Blausee mit Restaurant

 
 

Wir hatten Glück, da wir den See an einem Wochentag vormittags besuchten, hatte es nicht ganz so viele Leute. Doch das reichte uns eigentlich auch schon. Der See scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein und entsprechend ausgebaut ist die Infrastruktur. Der See, zu dem auch ein Restaurant mit Wellnesshotel und eine Fischzucht gehören, wurde für meinen Geschmack zu sehr «verkommerzialisiert» und entspricht eher einer Freizeitattraktion denn einer Naturperle. Mit etwas Geduld ist es sogar möglich, zwei tolle Bilder vom wunderschönen Blausee ohne Menschen darauf zu machen.

 

Lauterbrunnen

Den zweiten Stopp machten wir in Lauterbrunnen. Der tiefste Punkt der Gemeinde liegt bei 728 m ü. M. der höchste auf 4’158 m ü. M. Das Lauterbrunnental ist bekannt für die Trümmelbachfälle, das sind mehrere Wasserfälle im Innern des Berges. Die Trümmelbachfälle gehören zum «schweizerischen Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung». Der Bach, welcher die Gletscherwände von Eiger, Mönch und Jungfrau entwässert, hat sich hier sein schmales Tal in die Felswand gewaschen. Darin stürzt der Bach über zehn Wasserfälle über eine Höhendifferenz von 140 Metern ins Tal hinunter. Pro Sekunde führt der Trümmelbach bis zu 20’000 Liter Wasser.

Wir möchten heute aber das Wahrzeichen von Lauterbrunnen besuchen: den Staubbach-Wasserfall, den höchsten freifallenden Wasserfall in der Schweiz. Eindrückliche 297 Meter hoch ist er.

Ausblick von der Staubbach-Galerie

Ausblick von der Staubbach-Galerie

Über einen steilen Weg nach oben erreichen wir die Staubbach-Galerie. Aufgrund der Thermik wird das Wasser in alle Richtungen verstäubt, was auch den Namen des Wasserfalles erklärt. Auch wir können dieses Phänomen bei unserem Besuch deutlich spüren und bekommen einige Wasserspritzer ab (siehe links unten auf dem Foto).

 
 
Staubbachfall: der höchste freifallende Wasserfall in der Schweiz

Staubbachfall: der höchste freifallende Wasserfall in der Schweiz

 
 

Von der Galerie aus kann man den Wasserfall quasi von der Rückseite bestaunen und hat einen tollen Ausblick auf die Ortschaft und die umliegenden Gebirge.

 

Brienz und Interlaken

In Brienz wollte das Wetter so gar nicht mit uns sein. Es war bereits im Tal unten ziemlich kalt. Nichtsdestotrotz stiegen wir in die Brienz-Rothorn-Bahn ein, die übrigens die einzige Schweizer Zahnradbahn mit täglichem Dampfbetrieb ist, und liessen uns auf den Berg befördern. Es stampft und dampft, es quietscht und qualmt: Die Reise mit der Dampflok dauerte 55 Minuten und wir kamen unserem Ziel nur sehr langsam näher. Zudem war es sehr kalt. Doch irgendwann erreichten wir unser Ziel und begruben auch noch unsere letzten Hoffnungen auf einen kleinen Ausblick in Richtung Brienzersee. Es herrschte stockdicker Nebel und irgendwie war es so skurril, dass es schon fast wieder lustig war. Wir setzten uns ins Restaurant und tranken etwas warmes. Nach zwei Stunden Gemütlichkeit im Restaurant traten wir die Rückfahrt an. Für eine Wanderung wäre es schlicht zu gefährlich gewesen aufgrund der schlechten Sicht.

 
Nebelblick vom Brienzer Rothorn aus

Nebelblick vom Brienzer Rothorn aus

 
 

Am zweiten Tag war das Wetter etwas gnädiger und es zeigte sich sogar die Sonne kurz. Eigentlich wollten wir eine Wandertour zum Hinterburgseeli auf der Axalp machen. Im Zick-Zack fuhren wir die Passstrasse zur Axalp hoch. Bereits währen der Fahrt wurde der Nebel mit jedem Höhenmeter dicker. Oben angekommen, fragte und ein einheimischer Bauer, ob wir gedenken, wandern zu gehen. Zögerlich antworteten wir, dass das der Plan gewesen sei, wir aber nun nicht mehr so sicher seien. Er riet uns ebenfalls davon ab, da der Nebel nur noch dichter werden würde. Wir entschieden uns also, im Tal etwas zu unternehmen. Nach kurzer Recherche nahmen wir den Weg ins Tal unter die Räder. Die Strasse war sehr schmal und so musste ich mehrfach rückwärts manövrieren, da uns Postauto, Traktor und Lastwagen entgegenkamen.

Der neue Plan sah eine Autofahrt nach Niederried am Brienzersee vor, wo wir das Auto am Bahnhof abstellten. Wir schnürten die Wanderschuhe und liefen in einer knapp zweistündigen Tour (Wanderung ist übertrieben) dem Seeweg entlang nach Interlaken. Unterwegs genossen wir die herrliche Sicht auf den grün schimmernden Brienzersee und die Sonne, die sich an diesem Nachmittag sogar für einige Stunden zeigte. Der Weg führte uns in einem stetigen auf und ab nach Interlaken-Ost.

Steg am Brienzersee

Steg am Brienzersee

In einem der wenigen Restaurants, die bei unserem Besuch offen hatten, gönnten wir uns etwas zu trinken. Die aktuelle Situation, in der wir uns aufgrund des Coronavirus befinden, und der damit verbundene Ausbleib von ausländischen Gästen ist für die Touristenhochburg schwierig. Entsprechend leer gefegt ist auch die Stadt und es fühlt sich ziemlich merkwürdig an. Bei unserem letzten Besuch in Interlaken vor ca. 3 Jahren wimmelte es von Menschen aus fernen Ländern. Doch heuer ist weit und breit kein Asiate zu entdecken, ausser in einem der wenigen Uhren- und Schmuckläden, der noch offen hat, entdecken wir asiatische Verkäuferinnen. Wir geniessen es dafür umso mehr, gemütlich durch die Strassen zu schlendern.

 
Zurück
Zurück

Reise durch die Schweiz – Teil 4 Tessin

Weiter
Weiter

Reise durch die Schweiz – Teil 2 Drei-Seen-Land