Reise durch die Schweiz – Teil 2 Drei-Seen-Land

Blick auf den Murtensee

Blick auf den Murtensee

 
 

Schweiz statt Namibia: Wir haben von langer Hand geplant, im Oktober 2020 für drei Wochen nach Namibia zu reisen und auf Safari zu gehen. Doch statt Sonne und 30 °C erwarteten uns hierzulande eher Temperaturen zwischen 4 und 10 °C und Schnee. Statt in die Kalahari-Wüste und den Etosha-Nationalpark ging es ins Engadin, ins Drei-Seen-Land, ins Berner Oberland und ins Tessin. Und statt Elefanten, Giraffen und Löwen zu fotografieren, wanderten wir sehr viel und hatten stattdessen Berge und Seen vor der Kameralinse.

Geografisch gesehen ist es wenig sinnvoll, zuerst ins Engadin und danach ins Drei-Seen-Land zu fahren. Doch unsere Hoffnung war, dass wir Anfang Oktober im Engadin die Wanderungen zu den Macun-Seen und zum Lai da Rims noch machen könnten (was aufgrund des Schnees leider nicht möglich war) und das Tessin wollten wir unbedingt erst am Ende der Reise machen und somit hatten wir am Reisetag in den Kanton Freiburg eine längere Reise zu unternehmen. Doch aufgrund des Schnees war dies leider nicht möglich.

 
 

Mont-Vully

Praz, direkt am Murtensee bei Vully

Praz, direkt am Murtensee bei Vully

Wir haben uns erneut für eine Unterkunft mit herrlichem Blick auf den Murtensee entschieden. Mont-Vully bezeichnet den Hügelzug, der an der westlichen Spitze des Seelandes liegt und eingebettet ist zwischen Murten-, Neuenburger- und Bielersee. Von dort aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Alpen (u. a. Eiger, Mönch, Jungfrau), den Jura sowie auf die Seen. Wir geniessen sogar von unserem Bett im gleichnamigen Hotel aus freie Sicht auf die Berge im Berner Oberland.

 
 
Steg am Murtensee

Steg am Murtensee

 
 

Nach der langen Anreise entscheiden wir uns, das Gemeindegebiet mit seien Rebbergen und dem Seeuferweg zu Fuss zu erkunden.

Das milde Klima und den Charme der Gegend schätzten bereits unsere Vorfahren. Das Landschaftsbild ist geprägt von Reben, die sich am südlichen Berghang des Mont-Vully befinden. Auf dem Vully befinden sich zudem eine höhlenartige Grotte aus dem Ersten Weltkrieg und Findlinge, die sich nach einer Sage zu gewissen Zeiten um die eigene Achse drehen sollen.

 
 

Auch wir machen einen Spaziergang entlang dem Kanal bis ganz zum Steg nach vorne und geniessen die warmen Temperaturen und die herrliche Nachmittagssonne, die sich uns zur Abwechslung einmal präsentiert.

 
unterwegs in den Rebbergen von Vully

unterwegs in den Rebbergen von Vully

 
 
 
Blick vom Mont Vully in Richtung Neuenburger- und Bielersee sowie ins Naturschutzgebiet «La Sauge»

Blick vom Mont Vully in Richtung Neuenburger- und Bielersee sowie ins Naturschutzgebiet «La Sauge»

 

Étang de la Gruère und Étangs de Bonfol

Am heutigen Tag machten wir uns auf eine längere Autofahrt Richtung Jura. Ziele unserer Reise waren die beiden Naturschutzgebiete «Étang de la Gruère» und «Étangs de Bonfol». Der Étang de la Gruère ist ein «Naturschutzgebiet gesamtschweizerischer Bedeutung» und ein wahrliches Paradies für Menschen, welche die Natur schätzen. Der Étang ist ein Hochmoor, das sich über eine Fläche von 56 Hektaren erstreckt und eine Torfschicht von über 9 Metern verfügt. Nach dem Ende der Eiszeit hat sie sich während 12’000 Jahren gebildet. Der Moorsee ist fast 600 m lang und maximal 5 m tief.

Étang de la Gruère

Étang de la Gruère

Wie des Öfteren in unseren Ferien präsentierte sich das Wetter auch bei unserem Besuch im Étang von seiner eher düsteren, nebligen Seite. Um den See führt ein Weg, der es ermöglicht, Flora und Fauna zu erkunden. Auch wir umrunden zu Fuss den See und tauchen ein in die wunderbare Welt des Étangs.

 
 
Étang de la Gruère

Étang de la Gruère

 
 

Der Étang ist die Heimat vieler vom Aussterben bedrohter Pflanzen und Tiere. Auch bei unserem Besuch entdecken wir viele spannende Naturschätze, wie beispielsweise Pilze.

 
 
Kindheitserinnerung Bovist alias «Stüüber-Pilz»

Kindheitserinnerung Bovist alias «Stüüber-Pilz»

 
 

Die Teichlandschaft «Étangs de Bonfol» war am Besuchstag ehrlicherweise eine leise Enttäuschung. Vielleicht waren wir nach dem Étang de la Gruère auch etwas verwöhnt, doch die Teichlandschaft präsentierte sich eher als Tümpellandschaft. Auch dieses Naturgebiet ist der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere. Im Gebiet erwarten einen drei gut markierte Wanderwege, wovon wir einen auch wählen und die Teiche umrunden. Wir sind weit und breit die einzigen Fussgänger und so können wir die wunderbare Ruhe zu zweit geniessen. Für einmal war das Wetter auf unserer Seite: Just in dem Moment, als wir beim Auto ankamen, wechselte das Wetter von Sonnenschein zu Regen.

Étangs de Bonfol

Étangs de Bonfol


St. Petersinsel

Die St. Petersinsel ist die einzige Insel im Bielersee. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist sie über eine flache Landzunge mit dem Festland verbunden und somit streng genommen eine Halbinsel. Die Insel hat eine Länge von 4.7 Kilometern und ist maximal 750 Meter breit. Der höchste Hügel ist 45 Meter über dem Seespiegel. Die Insel hat lediglich einen Gebäudekomplex: das heutige Restaurant und das Klosterhotel, den vom Inselbauern bewirtschafteten Hof sowie ca. 20 Wochenendhäuser entlang des Weges. Seit 2003 besteht jedoch ein Baustopp sowie ein Fahrverbot.

 
Schiffssteg auf der St. Petersinsel

Schiffssteg auf der St. Petersinsel

 
 

Die Insel lässt sich hervorragend mit dem Fahrrad erkunden, wie wir nach unserem Besuch zu Fuss nun wissen. Zu Fuss sind wir von unserem Parkplatz in Erlach rund 2.5 Stunden unterwegs (Fussweg auf die Insel, Umrundung und Fussweg zurück). Auch eine Schifffahrt zur Insel ist eine Möglichkeit.

 
 
 
 
 

Die Insel bietet viele lauschige Plätzchen und Verweilorte, um eine kurze Rast einzulegen, die Ruhe zu geniessen oder an einer wassernahen Grillstellen zu bräteln. Auch wir machen an einer einladenden Stelle mit Steg eine kurze Pause, um ein paar Fotos vom schönen Bielersee zu machen.

 
 
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Die Insel hat eine lange Geschichte der Besiedlung. Bereits die Römer und wahrscheinlich auch vor diesen lebten dort Menschen der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. Die Insel selbst ist heute Naturschutzgebiet –besonders der artenreiche Heidenweg und der Wald. Der Heidenweg durch die Moor- und Auenlandschaft, braucht vielleicht Geduld, da er doch ziemlich schnurgerade verläuft.

 
 
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Das 1127 gegründete Kloster ist heute ein preisgekröntes Hotel und Restaurant.


Schwarzsee – Riggisalp – Urlandschaft Brecca

Ziemlich planlos fuhren wir heute an den Schwarzsee. Diesen besuchten wir bereits einmal im Winter vor ein paar Jahren, als er vollständig gefroren und ganz schwarz war. Heute war es ein sonniger, aber kühler Tag, sodass wir uns erneut eher in den Winterferien fühlten als im goldigen Herbst. Nach ein paar Fotos vom See entschieden wir uns spontan, die Wanderschuhe zu schnüren und eine 4.5-stündige Wanderung auf der Riggisalp zu machen.

Schwarzsee

Schwarzsee

Während den warmen Jahreszeiten lockt der Schwarzsee zum Baden im teilweise bis zu 22 °C warmen, schwefelhaltigen Wasser, zum Rudern, Fischen, Biken und eben auch zum Wandern. Von Schwarzsee aus nehmen wir die Sesselbahn zum Berghaus Riggisalp auf 1’493 m ü. M. Die Riggisalp ist der Ausgangspunkt für unsere Breccaschlund-Rundwanderung.

wunderbare Bergkulisse

wunderbare Bergkulisse

Schon kurz nach dem Start befinden wir uns mitten in einer Bergarena zwischen Charmey, Jaun und Schwarzsee. Diese Region in Freiburg ist uns beiden bis dahin total fremd und so erfreuen wir uns ob der wunderbaren Landschaft.

 

Unser Wanderweg führt uns in stetigem, anfänglich noch eher lockerem Auf und Ab zu immer wieder neuen, traumhaften Aussichtspunkten. Wir geniessen die Einsamkeit inmitten dieser Bergkulisse.

 
 
abgeschiedener Hof in den Bergen

abgeschiedener Hof in den Bergen

 
 

Wir sind praktisch die Einzigen, die sich an diesem herrlichen Tag auf die Riggisalp zum Wandern begeben. Auf der gesamten Wanderung treffen wir in der Folge gerade noch ein Ehepaar an sowie den Bauern des abgebildeten Hofs an.

 
 
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Blick auf den Schwarzsee

Besonders schön können wir den Schwarzsee vom sogenannten «Rippetli» aus überblicken. Hier liesse sich die Wanderung abkürzen, in dem direkt der Abstieg zum Schwarzsee in Angriff genommen wird. Wir haben uns aber bereits zu Beginn für die grosse Tour entschieden, die bis ganz nach hinten ins Breccatal führt.

 

Wenig später erreichen wir das Naturschutzgebiet Breccaschlund, ein Naturdenkmal von nationaler Bedeutung. Unschwer erkennen wir, dass dieses Gebiet von Gletscher geformt wurde. Die Kalkfelswände sind besonders imposant und beeindruckend. Ihre weisslichen Zacken ragen steil himmelwärts. Unser Weg führt noch immer stetig ansteigend mit zwischenzeitlichen steileren Anstiegen nach oben. Der Weg an und für sich wäre relativ gut zu bewältigen, doch an unserem Wandertag liegt in der Höhe Schnee. Bei einem Feld aus lauter Felsbrocken, die mit Schnee bedeckt sind, gerät unser Marschtempo etwas ins Stock. Wir scheinen Nr. 2 und Nr. 3 zu sein, die dieses Gebiet nach dem Schneefall durchqueren und so suchen wir uns den Weg durch das Geröllfeld.

 
Weg am Fusse der imposanten Kalkfelswände

Unser Weg führt immer weiter hinein in die Urlandschaft Breccaschlund, die uns auf geheimnisvolle Art fasziniert. Als wir ganz zu hinterst im Tal ankommen, beschleicht mich schon ein etwas mulmiges Gefühl. Wir sind weit und breit die einzigen und der Fussweg hinunter an den Schwarzsee wird noch ganze 2 Stunden in Anspruch nehmen. Nachdem wir beim Aufstieg ziemlich warm hatten und schwitzten, bekomme ich langsam kühl. Strammen Schrittes nehmen wir die Weg in Angriff. Zu Beginn marschieren wir auf einer breiten Kiesstrasse und kommen daher gut vorbei. Dann nimmt der Weg einen Abzweiger, auf dem uns viele rutschige und mit Schnee bedeckte Holzstufen erwarten, weswegen wir nur langsam voran kommen. Wir erreichen nach rund 4.5 Stunden glücklich und erfüllt unser Ziel am Schwarzsee. Es war ein herrliches Erlebnis in den Bergen. Rund 14 Kilometer, 480 Höhenmeter aufwärts und 950 Höhenmeter abwärts haben wir in den Beinen. Während der Hauptsaison laden mehrere Alphütten zum Zwischenstopp für eine kurze Verpflegung ein. Da die Hütten Mitte Oktober bei unserem Besuch geschlossen sind, gönnen wir uns erst bei der Ankunft im Restaurant am Schwarzsee eine Stärkung.

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